Die Dorfcombo
(der Versuch, eine Entstehungsgeschichte zu erzählen)

Der im Kapitel Leben in der Hofschaft erwähnte gemeinsame Sangesabend wiederholte sich im Laufe der Jahre des öfteren. Weder geplant, noch mit Absicht, ergaben sich immer wieder Situationen, in denen die Hippies in uns wach wurden. Ob man nun am spontanen Lagerfeuer Bob Dylan, Neill Young, Donovan oder Hannes Wader auferstehen ließ, oder an kalten Winterabenden in einem der warmen Wohnzimmer die alten Lieder von Mönch und Nonne schmetterte, es gab immer eine Menge Spaß dabei. 

 Während wir unseren Spaß hatten, kamen ständig neue Zuwanderer hierher und Gerüchte verbreiteten sich, dass da ein weiterer Gitarrist dabei sei (E-Gitarre), was sich auch bestätigte, die Situation änderte sich dadurch jedoch nicht. Wir blieben bei unseren bekannten spontan-Events und die E-Gitarre drohte zu verrosten. Eines Tages kaufte ich mir von einer Handvoll unerwarteten Geldes ein kleines Schlagzeug, um mir einen Kindertraum zu verwirklichen. Einer der Nachbarn, ich möchte ihn an dieser Stelle einfach nur Ingo nennen, eigentlich seines Zeichens einer von vielen Freizeit-Gitarristen unter uns, begeisterte sich für dieses Instrument. Wenn ich auch zunächst dachte: “keine Chance, dafür hat der kein Händchen“, avancierte unser Ingo innerhalb kürzester Zeit zu einem wirklich brauchbaren Schlagzeuger (inzwischen war er sogar schon im Fernsehen). 

 Ein nächstes Highlight auf unserem Weg war dann die Fete beim E-Gitarristen. Nachdem ich unserm Ingo schon gesteckt hatte, dass an diesem Abend eventuell eine Session stattfinden könnte, hatte dieser natürlich sein Schlagzeug mitgebracht. Zu vorgerückter Stunde wurde dieses und diverse andere Mitbringsel unsererseits dann auch ausgepackt. Zur Session im eigentlichen Sinn kam es zwar nicht, aber wir hatten einen schönen Abend mit „Teilplayback-Livemusic“, bei dem erstmalig auch die Stratocaster mal wieder zum Einsatz kam. 

 Als eigentliche Geburtsstunde der Dorfcombo muß man wohl die Vorbereitungszeit auf Ingos 40. Geburtstag sehen. Gemessen an unserem Potential hätten wir längst eine Band sein können, aber es ergab sich nie. Nun aber, im Hinblick auf diesen Geburtstag wurden die Kräfte mobil. In memorandum der Playback-Fete beschlossen wir, dem Ingo eine gesalzene Geburtstagsüberraschung zu präsentieren. Wir übten einige Wochen lang ein paar Hits, die sich im Teilplayback bewährt hatten. Klauten unter Mithilfe seiner Frau das Schlagzeug aus dem Keller, verpackten es aufgebaut in einen Lieferwagen, wo es auf seinen Einsatz wartete. 

 Nun zum Einsatzort: Schützenplatz Ohligs, Vereinsheim. Die Fete ist in vollem Gang, der Alleinunterhalter (eingeweiht) spielt seine Musik. Plötzlich wird Ingo zum Telefon gerufen (im Nebenraum) die Zeit wird unsererseits genutzt um sein Schlagzeug und unser Equipement aufzubauen. Wir waren vorbereitet, Ingo nicht! Zurück vom Telefon (der Anruf gehörte natürlich zu unserm Plan) war Ingo sichtlich verblüfft, setzte sich aber dann doch beherzt an seine Schießbude und wir gebaren gemeinsam die Wipper Dorfcombo. 

 Einmal geboren, hatten alle Beteiligten recht viel Freude an dem neuen Projekt. Viele Ideen wurden eingebracht, wir experimentierten mit unseren Möglichkeiten, so dass schließlich aus einer Handvoll zusammengewürfelter Amateure eine recht anhörbare Coverband wurde. Naturgemäß stand der Spaß immer im Vordergrund, professionellere Ambitionen hatten wir nicht. Eine funktionsfähige Band, nur aus Nachbarn bestehend, das gefiel uns und machte Spaß. Später kaufte man sich aus Studioauflösungen auch noch eine PA zusammen, mit deren Hilfe wir bereits ein Hoffest beschallen konnten. Das absolute Highlight  war jedoch die Geburtstagsfeier, die zum „Wippstock-Festival“ avancierte, bei dem wir beinahe den gesamten Bereich des Sat.-Bildes „Zoom auf Wippe“ beschallten (wie Anrufe in der Wipperaue belegen), und das bis sechs Uhr morgens....(hoffentlich liest das kein Anrufer) 

 Leider zog unser Drummer eines Tages von hier fort und nahm auch noch eine der Sängerinnen mit, ein tiefer Einschnitt in der Geschichte der Dorfcombo. Seither ist ein wenig „die Luft raus“, obwohl unser Potential mittlerweile noch enorm zugenommen hat.
Zu erwähnen wäre ein Organist in der Wippe 19, ein Flötist in der Wippe 21, eine Mandolinistin in der Wippe 23, und....  zwei Profimusiker in der Wippe 25 (Ars Vitalis), vielleicht hätten einige der Erwähnten ja Lust auf ein Neues???
 
 

hier Klangstücke (hear soundtracks)