2.6. Nächtliches Orakel (1839)
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"Dem Schleifer Eduard Kohl zu Unten-Widdert hat man seinen
in der Wippe gelegenen Kotten zerstört und die darin befindlichen Gerätschaften zerschlagen. Die Untersuchung ist noch nicht beendet. Es wird schwer halten, die Frevler zu entdecken. Neid und Rachsucht sind die Triebfedern dieser Tat. Kohl war früher ein Schmied, erlernte später das Schleiferhandwerk und hatte erst kürzlich gekauft. Daß er selber den Schleiferfamilien nicht angehörte und ebenfalls derartige Lehrlinge angenommen hatte, hat diese Tat vollends zur Reife gebracht."

In dem Bericht des Bürgermeisters von Höhscheid, Höfer, an den Landrat, 1839., zit. nach: Franz Hendrichs, Geschichte Solinger Industrie, Solingen 1933, Seite 190.

Dies ist wiederum aus dem Buch "Vom Handwerk zur Fabrik" von Jochen Putsch, Anker und Schwert Band 6, Solingen 1985, Seite 82.

Entdeckt von Michael Tettinger, der dazu bemerkt:

Wie dies zu der Beschreibung von Lunkenheimer - S.212 - passt, weiss ich nicht.

"...erst kürzlich gekauft" , könnte sich auf den Kotten beziehen. Nach Lunkenheimer wurde er erst 1841 Teilhaber. Wie immer: Fragen über Fragen.

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Anmerkung des Archiv Sonne:

aus: Jochen Putsch, Vom Handwerk zur Fabrik, Anker und Schwert Band 6 S.69 Anlage 3

Abschrift Anlage:
(3)  Siehe A. Thun, a. a. O., S.59 ff, sowie F. Hendrichs, Geschichte... , a. a. O., S.189
"Diejenigen Schleifer, die zu viele Lehrlinge beschäftigten oder Fremde, die nicht zum Handwerk gehörten, bekamen das nächtliche 'Orakel' zu spüren. Als erste Warnung des Orakels wurden meist die ledernen Transmissionsriemen der Schleifsteine zerschnitten. Wenn das noch nicht half, wurden die Schleifsteine oder sogar die ganze Werkstatt der betreffenden 'Abweichler' zerstört." 

Vergleiche auch: R. Broch Rezension zu Henkel/Taubert, Maschinenstürmer, a. a. O., in Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, Jahrgang 80/81 S. 178.