Woher der Name Wippe kommt



 
 
 

Zwei Zuschriften unserer verehrten Archivarin Susanne R. will ich hier zum Anlass nehmen, über den aktuellen Stand der ethymologischen Forschungen zum Namen 'Wippe' zu berichten. Susanne R. schickte folgende Ausschnitte aus

a) Ludwig Lunkenheimer, Schleifkotten, Mühlen und Hämmer an den Solinger Bächen, Landschaftsverband Rheinland, Landeskonservator Rheinland, 1990


 

b) Rudolf Picard, Solinger Sprachschatz, Walter Braun Verlag, 1974


 
 

Dazu nun ein paar Betrachtungen:

In dem Buch von Franz Hendrichs, Die Schleifkotten an der Wupper, 1922, heißt es zum Thema Wipperkotten:

"Woher kommt der Name Wipperkotten? Wie die obere Wupper, da wo sie erst Bachstärke aufweist, Wipper genannt wird, d. h. die Wippende, Springende, Schnellfließende, so ist der Weinsbergerbach an seinem Unterlauf früher auch mit Wipper bezeichnet worden. 'Wipperbanden' erinnern heute noch daran. Wo diese Wipper in die Wupper mündet, nannte man die Ortschaft Wipperaue, den Kotten Wipperkotten."

Lunkenheimer übernimmt Ausschnitte (rot) aus diesem Text wörtlich, läßt das Wort 'auch' jedoch ungenauer Weise weg und verbessert 'Wipperaue' zu 'Wippe'. Er übernimmt also lediglich die Definition von Hendrichs, dessen Quellen für uns bis jetzt im Dunkeln liegen und somit nicht nachweisbar sind. 

Aus dem zweiten Artikel erfahren wir, dass schon im Jahre 1488 die Hofschaft "zor Wyppen" genannt wird. Wir finden diese Bezeichnung im 'Zehntenbuch von Altenberg', nachzulesen in der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 43, Seite 92. Darin heißt es:

"Item Hoff zor Wyppen ..." und weiter
"Item die Auw gelegen lanx der Wypper beneden der Wypper Hoeve ..."

Letzteres bezieht sich also auf die Wipperaue, die längs der Wypper liegt. Da die Wipperaue augenscheinlich und den alten Karten nach aber unmissverständlich längs der Wupper (und nicht längs des Weinsberger Baches) liegt, so ist in dem Text mit 'Wypper' die heutige Wupper gemeint. Diese Bezeichnung ist auch auf alten Karten für die gesamte Wupper zu finden.

Hätte der Unterlauf des Weinsberger Baches also um 1488 oder zu eim früheren Zeitpunkt 'Wypper' geheißen, so wäre er damals als Wypper in die Wypper geflossen. Das macht allerdings wenig Sinn.

Aus diesen Gründen halte ich die These, dass der Unterlauf des Weinsberger Baches früher auch 'Wypper' genannt wurde, für falsch. 

Es liegt trotzdem nahe, dass der Name 'Wippe' auf 'Wypper' zurückzuführen ist; 'Hoff zor Wyppen' also nichts anderes als 'die an der Wupper gelegenen Höfe' bezeichnet, was für einen aus Solingen Kommenden sehr wohl Sinn gemacht hätte.

Bleibt noch die Namensgebung 'Wiepen' auf der Karte von Ploennies zu erwähnen. Da die Karte aus dem Jahre 1715 stammt, scheint es sich hier eher um die ungenaue Übernahme des Namens 'Wyppen' (Ploennies hat die Ortsnamen oft mündlich von der Bevölkerung übernommen) zu handeln.

Die abschließende Klärung des Namensursprungs steht somit aber nach wie vor aus.

Für die Quellenangaben bedanke ich mich herzlichst bei Michael Tettinger.

Peter Wilmanns, Wippe 05.10.2002
 
 

ZweidreiEinwände:

Udo: wenn der name auf sinngemäß Hof an der Wupper zurückzuführen ist, dann müßten zig Hofschaften heute Wippe heißen.

Susanne: Die Hänge am Weinsberger Bach südlich des früheren Kohlenkottens heißen Wipperbanden. Diese Hänge liegen aber keinesfalls längs der Wupper.

Peter: Ja schon: gerade die Königl. Preuss. Landes-Aufnahme von 1893 legt einen eigenständigen Namen 'Wipper' nahe.
 
 


Nachträge

Nach Lunkenheimer wurde der Weinsberger Bach früher auch unter folgenden Namen aufgeführt: 

1569 Winsbergbach
1677 Wiemelsberger Bach
1692(an anderer Stelle 1683) Wimmelsberger Bach
1792 Halberger Bach
1800 Weinsbergerbach
1807 Winsberger Bach
 

weitere Einträge aus Rudolf Picard, Solinger Sprachschatz:

Banden masc.; wf. bande, band; ndl. beemd = Wiese, Aue;span. banda = Streifen an einem Fluß. Name für die saftigen, länglichen, schmalen Grasflächen an den Ufern der Bäche. Sie dienten insbesondere der Heugewinnung. Wopperbanden, Wipperbanden (Wipperau); Bandesmüöhl.

Wopper fem.; Wupper; im Oberlauf Wipper; Flußn. 973, 1166 Wippere; 1399, 1488 Wypper; seit dem 15. Jh. Wupper neben Wipper. "Zu wippen, wippeln, das eine auf- und niedergehende, schnelle, hüpfende Bewegung bezeichnet" (Leith.). ...
 
 

Michael Tettinger schreibt am 13.10.2002:

"...

Und bei der Diskussion auf deiner Seite fällt mir auf, dass wir immer
von unserem heutigen Paradigma ausgehen. Wie heißt ein Ort? Werfen wir
einen Blick in die passende Landkarte, dort ist der Name offiziell
festgehalten.

Nur leider vergessen wir, dass es im Mittelalter dies alles nicht
gegeben hat. Nur wenige Leute konnten schreiben, und die es konnten,
mussten sich auf die Aussagen verlassen und schrieben dann, was sie
hörten. Wipper, Wypper, Wupper. Kein großer Unterschied, statt i schrieb
man auch gerne y, der nächste hielt das y für ein u, und wir dürfen
nicht vergessen, dass zwischen den einzelnen Urkunden, Karten oder
Überlieferungen teilsweise mehr als 100 Jahre liegen. Eben stille Post.

Interessant wäre die Siedlunggeschichte. Wo stand der erste Hof? Sind
die damaligen Bewohner von der Wupper aus die Bäche hochgewandert, oder
kammen sie von der "Stadt" aus. In deinem Gebiet dürfte die Haasenmühle
eine Schlüsselstellung haben. ..."