Auszüge aus:

Die Vegetation des Weinsberger Bachtales, Solingen, eines typischen Kerbtales am Westabfall des Bergischen Landes

Esther HEIBEL, Doris FLESCH, Rainer LÖSCH und Guido ASCHAN
Abteilung Geobotanik, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
 

1. Einleitung

Das Süderbergland als Teil des variszischen Rumpfgebirgees stößt im Westen und Südwesten an die vom Rhein geprägte Niederrheinische Bucht. Der Höhenunterschied zwischen den Hochflächen des Bergischen Landes und der Rheintalebene beträgt im Mittel 250 m, die Niederschlagsdifferenz zwischen beiden Landschaftsräumen macht bis zu 600 mm aus (SCHÜTTLER 1952). Ein reich gegliedertes, vorzugsweise in O-W-Richtung strömendes Wassernetz führt einen erheblichen Teil der auf der Höhe und an den Hängen des Mittelgebirges abgeregneten Wassermengen dem Tieflandstrom als Vorfluter zu. Zahlreiche Bäche und Flüßchen haben so die Hänge des Süderberglandes zertalt und Raum geschaffen für eine Auen-, Talwiesen- und Hangwäldervegetation, die, inzwischen in starkem Maße anthropogen überformt, eine wesentliche Komponente des Vegetations- und Landschaftsbildes des gesamten Bergischen Landes ausmachen.
  Das Weinsberger Bachtal ist ein ca. 36 ha großes, vielseitig gegliedertes Bachtal-Ökosystem am südlichen Stadtrand von Solingen (TK 4808), das diesen Landschaftscharakter in guter Weise typisiert. Es wird über 1,5 km hin vom Weinsberger Bach anfangs in Ost-West-Richtung, nach Einmündung eines Nebentälchens in Nord-Süd-Richtung durchflossen. Der Bach mündet schließlich im Bereich der Wipperaue in die Wupper. Das strukturreiche Gebiet eröffnet inmitten einer dicht besiedelten Landschaft einer reichhaltigen Flora und Fauna Lebensraum, aus dem auch der erholungssuchende Städter nicht ausgeschlossen sein muß. Nicht unerhebliche Flächen dieses weitgehen in Privatbesitz stehenden Gebietes werden in ihrer Struktur gepflegt und erhalten durch die "Stiftung zum Schutz von Tier und Natur Solingen e. V.". Im Landschaftsinformationssystem der LÖBF (LINKFOSS, BK4808-031, Stand 2.12.1991) ist der größte Teil des Tales als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, im Gebietsentwicklungsplan (REGIERUNGSPRÄSIDIUM DÜSSELDORF 1986) werden Teilräume des Gebietes gekennzeichnet als Erholungsgebiet, Agrarbereich, Waldbereich und Bereich für den Schutz der Landschaft. Auf den zwischen 20° und 30° geneigten Talhängen stocken Laubmischwälder, die 30-80 m breite Talsohle wird von Wiesen eingenommen, kleinräumig sind am Bach Auswaldfragmente erkennbar. Des weiteren finden sich lokal an den Talhängen auch Schlagflächen, Heidestandorte und Streuobstwiesen, in der Aue Tümpel bzw. Naßgallen, die von fragmentarischen Seggenriedbereichen umgeben sind. Die vorliegende Studie soll die verschiedenen im Weinsberger Bachtal vorfindbaren Pflanzengesellschaften beschreiben, ihr Vorkommen im Gebiet dokumentiern sowie die dafür notwendigen ökologischen Voraussetzungen charakterisieren. Statistiken der Lebensformen, der Arealbezüge und zur Verbreitungsbiologie der Arten sollen die Lokalbefunde in einen größeren biogeografischen und synökologischen Rahmen einbinden.

2. Geologisch-bodenkundliche und großklimatische Charakterisierung des Weinsberger Bachtales

Den Untergrund des Gebietes bauen unterdevonische Tonschiefer, Schiefertone, Grauwacken und Sandsteine auf. Aus diesen geologischen Substraten haben sich Braunerden entwickelt, teils aus umgelagerten steinig-schluffigen Verwitterungslehmen, teils hervorgehend aus feinkörnigen Lößfließerden, welche periglazial die palaeozoischen Sedimente überlagerten. Die Böden der Talaue sind Gleye bis Naßgleye (STADT SOLINGEN 1979,1987). Das Großklima ist atlantisch geprägt mit einer langjährigen Jahresmitteltemperatur von 8,9°C. Die vorwiegend aus West bis Südwest herangebrachten Niederschläge fallen zu allen Jahreszeiten; ihre Jahressumme liegt bei reichlich 1000 mm (SCHÜTTLER 1952; STADT SOLINGEN 1979).

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4.3 Verbreitung der Pflanzengesellschaften im Weinsberger Bachtal und die daraus ableitbaren ökologischen Informationen

Flächenmäßig dominieren im Weinsberger Bachtal der Hainsimsenbuchenwald an den Hangflächen und die Fettwiesen in der Talaue. Die anderen Wald- und Grünlandbestände treten nur kleinräumig auf und stehen meist in enger Bezichung zum je unterschiedlichen mittleren Durchfeuchtungsgrad des Bodens. Die Vegetationskarte (Abb. 2) verzeichnet parzellengenau das Vorkommen der verschiedenen pflanzensoziologischen Einheiten.
  Die für die einzelnen Aufnahmen errechneten mittleren Zeigerwerte ergeben, analog zur Vegetationskarte, Feuchtestufen- (Abb. 3) und Reaktionsstufenkarten des Tales (Abb. 4). Hierzu wurden Aufnahmepunkte gleicher Zeigerwertzahlen durch Isolinien miteinander verbunden. Die Feuchtezahlen überspannen den Bereich von 4,5 bis 7,6, d.h. zwischen "mäßig frisch" und "feucht bis naß". Reaktionszahlen kommen vor in der Spanne von 2,8 bis 7,0, d.h. von "sauer" bis "schwach basisch". Demgegenüber sind, da viel stärker vom Großklima bedingt, die mittleren Kontinentalitätszahlen (Extreme 2,9 und 4,0 = ozeanisch-subozeanisch bis subozeanisch) und Temperaturzahlen (3,3 - 5,6 = Kühle anzeigend bis mäßige Warme anzeigend) weniger stark unterschieden. Bei der Lichtzahl tritt deutlich der Schattencharakter des Buchenwaldes (Lmin, = 3,3 - Schattenpflanzen-Charakter) und die Sonnenexposition der Grünlandbestände und der Ginsterheide (Lmax = 7,0 - Halblichtpflanzen) hervor. Die Stickstoffzahlen variieren zwischen 1,6 (sehr N-arm: Heidefläche) und 7,0(N-reich: Bruchweidengebüsch). Darin spiegelt sich die Aushagerung der Hänge einerseits und die Eutrophierung der bachnahen Pflanzenbestände andererseits.

Abb. 2: Vegetationskarte des Weinsberger Bachtales (Grundlage: Katasterkarte)
 
 

Abb. 3: Feuchtestufenkarte des Weinsberger Bachtales auf der Basis
der pflanzlichen Zeigerwerte (Grundlage: Katasterkarte)

Abb. 4: Reaktionsstufenkarte des Weinsberger Bachtales auf der Basis
der pflanzlichen Zeigerwerte (Grundlage: Katasterkarte)

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Das soll für den Anfang reichen, die schwierigsten Kapitel habe ich weggelassen und die Studie ist weit ergiebiger, als es hier den Anschein hat. Lesen Sie nächste Woche mehr über den einzig immergrünen Laubbaum dieses Gebietes (wer weiß es? für die erste richtige Antwort gibts 'ne Pulle Wein)

Fortsetzung folgt